Muss man sich Gedanken machen, wenn Hund oder Katze dauernd durstig sind? Wenn sie mit Heißhunger ihre Futterration verschlingen und trotzdem immer dünner werden? Allerdings! Mehr noch – außer Gedanken, sollte man auch umgehend einen Termin beim Tierarzt machen, denn das vierbeinige Familienmitglied könnte an Diabetes mellitus erkrankt sein. Diabetes mellitus ist eine hormonelle Erkrankung, die leider auch bei unseren Haustieren immer häufiger vorkommt.

Diabetes mellitus? Was bedeutet das?

Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Diabetes mellitus „süßer Durchfluss“ und stammt aus der Zeit, als Ärzte noch den Urin ihrer Patienten kosten mussten, um diese Erkrankung zu diagnostizieren. Der Urin zuckerkranker Menschen und Tiere schmeckt süßlich, da die Patienten Glukose, also Zucker, über den Harn ausscheiden.

Glücklicherweise stehen uns heute andere Diagnoseverfahren zur Verfügung, doch sind die Prozesse im Organismus die gleichen; es besteht ein Mangel an, – bzw. eine Resistenz gegen – Insulin. Das Hormon ist dafür zuständig, den Zucker in die Zellen zu schleusen. Liegt also ein Mangel oder eine Resistenz vor, sammelt sich Zucker im Blut an und wird über den Urin ausgeschieden. Mit der Glukose wird auch vermehrt Wasser ausgeschieden, sodass zuckerkranke Hunde und Katzen auffallend häufig Urin absetzen und viel trinken müssen, um nicht auszutrocknen. Sie haben meist übermäßigen Hunger, nehmen aber trotzdem ab, weil die Energie aus der Nahrung nicht in die Körperzellen gelangt – der „Türöffner“ Insulin fehlt.

Die Diagnose

Besteht der Verdacht, dass ein Tier an Diabetes leidet, kann ausschließlich eine eingehende Untersuchung in der Tierarztpraxis Klarheit verschaffen. Ihr Tierarzt kontrolliert den Zuckergehalt in Blut und Urin. Insbesondere der Blutzuckerlangzeitwert, das Fruktosamin, sollte bestimmt werden. Weiterhin sollte das Tier gründlich untersucht werden auf mögliche Erkrankungen, die einen Diabetes begünstigen können. Dies geschieht mittels ausführlicher Blutuntersuchungen sowie einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums.

Wenn sich der Verdacht bestätigt und Diabetes vorliegt, muss Ihr Hund oder Ihre Katze dauerhaft mit Insulin behandelt werden, denn ohne tiermedizinische Versorgung kommt es zur Entgleisung der Erkrankung. Die Tiere werden müde und kraftlos, bauen ab und verlieren Gewicht. Organe wie die Augenlinse beim Hund und die Nervenzellen bei der Katze können dauerhaft geschädigt werden. Wird ein Diabetes zu lange ignoriert und nicht behandelt, fallen die Tiere im schlimmsten Fall ins diabetische Koma  – und sterben.

Zuckerkrankheit wie beim Menschen?

Genau! Wie bei zuckerkranken Menschen ist auch beim Tier die unzureichende Bildung, Versorgung oder die Wirkung des körpereigenen Hormons Insulin gestört. Und genau wie beim Menschen unterscheidet man auch in der Tiermedizin verschiedene Typen des Diabetes: Typ-1-Diabetes bedeutet, dass die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin bildet. Beim Typ-2-Diabetes ist zwar Insulin vorhanden, aber die Zellen des Körpers reagieren nicht ausreichend darauf.

Was sind die Ursachen für Diabetes?

Bei Hunden, die in der zweiten Lebenshälfte an Typ 1 erkranken, ist es nicht selten eine genetische Veranlagung, die für die Zerstörung der insulinbildenden Zellen, der sogenannten Betazellen, verantwortlich ist. Aber auch Infektionen oder sogar eine Antikörperbildung gegen Betazellen können die Erkrankung an Typ 1 Diabetes auslösen.  

Bei Katzen kommt der Diabetes Typ 2 leider immer häufiger vor. Betroffen sind überwiegend Kater im fortgeschrittenen Alter. Die Risikofaktoren bei Katzen sind „allzu menschlich“: Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen auch bei den Samtpfoten die Entstehung eines Typ 2 Diabetes. Zu Beginn der Erkrankung stehen die Heilungschancen übrigens ganz gut; rechtzeitige Therapie, bei der die Gewichtsreduktion eine bedeutende Rolle spielt, ist deshalb besonders wichtig.

In manchen Fällen gibt es zu Grunde liegende Erkrankungen, die den Diabetes hervorrufen oder begünstigen. Dazu gehören hormonelle Erkrankungen, schwere Entzündungen oder Tumorerkrankungen. Werden diese im Rahmen der Untersuchungen durch den Tierarzt festgestellt, gehört zur Behandlung des Diabetes auch die Behandlung der Grunderkrankung.

Diabetes  – und nun?

Die Behandlung und das Management eines an Diabetes erkrankten Tieres erfordert, vor allem zu Anfang nach der Diagnosestellung, viel Zeit und Beschäftigung mit dem Tier. Ziel jeder Therapie ist es, den Blutzuckerspiegel wieder an den Normalbereich anzunähern. Ist die individuelle Therapie optimiert, steht einer ungetrübten Lebensfreude sowie einer langen Lebensdauer nichts mehr im Weg.

Und was hilft?

Ein ganz wichtiger Punkt ist – wie auch bei uns Menschen – die Ernährung. Katzen und Hunde sollten auf ein geeignetes Diabetes-Futter umgestellt und bei Übergewicht unbedingt auf eine sanfte Diät gesetzt werden. Besprechen Sie die Art der Fütterung und die Fütterungszeiten mit Ihrem Haustierarzt oder vereinbaren Sie einen Termin bei uns in der Tierklinik. 

Eine Futterumstellung allein reicht allerdings nicht aus. Die Tiere brauchen außerdem Insulin. Es gibt speziell für Hunde und Katzen zugelassenes Insulin, das zwei Mal täglich morgens und abends unter die Haut gespritzt werden muss. Doch keine Panik! Wir zeigen Ihnen natürlich, wie dies stressfrei gelingt und üben den Umgang mit dem Insulin, das Aufziehen in die Insulinspritzen und das Spritzen selbst ganz in Ruhe.

Wird die korrekte Therapie zeitnah in Angriff genommen, kann bei ungefähr der Hälfte an Diabetes erkrankten Katzen eine sogenannte Remission erzielt werden – die Katzen können also geheilt werden. Bei Hunden tritt eine Heilung nur auf, wenn als Grunderkrankung eine hormonelle Störung vorliegt, die behandelt werden kann. Ansonsten muss die Insulintherapie lebenslang erfolgen.

Entscheidend ist, dass die Insulindosis Ihrem Tier ganz genau angepasst wird, damit eine Über- aber auch eine Unterzuckerung sicher verhindert wird. Bis sich alles eingespielt hat, sind einige Untersuchungen notwendig. Aber dann ist es in den meisten Fällen auch möglich, die Zuckerkontrollen zu Hause durchzuführen.

Beobachten Sie die Trinkmenge und das Fressverhalten Ihres Patienten genau und wiegen Sie das Tier einmal pro Woche. Dann haben Sie mögliche Veränderungen gut im Blick. Verstärken sich trotz Behandlung die Symptome? Dann kann man davon ausgehen, dass die optimale Insulindosis noch nicht gefunden ist. In dem Fall sollten Sie Ihren Vierbeiner noch einmal dem Tierarzt vorstellen, denn ohne tierärztliche Anweisung sollten Sie die Insulindosis auf keinen Fall verändern. Ist das Insulin jedoch gut eingestellt, reichen langfristig viertel- oder halbjährliche Tierarztbesuche aus.

Haben Sie weitere Fragen zum Thema? Dann wenden Sie sich gerne jederzeit an uns!

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