EKG in der Tiermedizin

Das Elektrokardiogramm (EKG) stellt ein weiteres diagnostisches Hilfsmittel im Rahmen einer Herzuntersuchung dar. Mit seiner Hilfe lassen sich herzbedingte und nicht-herzbedingte Krankheiten, welche die Herztätigkeit beeinflussen, erkennen. Es zeichnet die elektrischen Ströme im Herzen in Abhängigkeit von der Zeit auf und gestattet eine Aussage über Herzrhythmus und -frequenz, Lagetyp des Herzens im Brustkorb sowie Störungen der Erregungsbildung, -ausbreitung und -rückbildung im Erregungsleitungssystem und im Herzmuskel.

Die elektrischen Ströme werden vom Impulsgeber, dem sogenannten Sinusknoten, erzeugt und über Nervenstränge an den AV-Knoten weitergegeben. Von da aus fließt der Impuls in Millisekunden herunter zu den Herzmuskelzellen. Jeder Nervenimpuls führt im Normalfall zu einer Herzaktion. Dieser Strom ist mit den EKG-Elektroden an den Gliedmaßen und am Brustkorb vom Tier, wie beim Menschen messbar.

Die EKG-Untersuchung ist relativ einfach durchzuführen und für Ihr Tier nicht schmerzhaft. Der Patient liegt für diese Untersuchung in rechter Seitenlage und wird nicht betäubt. Bei Risikopatienten kann eine EKG-Untersuchung auch am stehenden Tier durchgeführt werden. Die Elektroden werden mit speziellen Klemmen jeweils an den vier Beinen und gegebenenfalls auch am Brustkorb befestigt und für einen besseren Kontakt angefeuchtet. Die Dauer der Aufzeichnung des EKGs kann nun manuell bestimmt werden.

Herzrhythmusstörung bei einem Hund mit idioventrikulärem Rhythmus

Unter antiarrhythmischer Therapie (normaler Sinusrhythmus)

Langzeit-EKG (Holter-EKG)

Es gehört zum Wesen vieler Herzrhythmusstörungen, nur vorübergehend aufzutreten. Solche Arrhythmien werden oft bei der „normalen“ EKG-Registrierung, die etwa fünf bis zehn Minuten dauert, nicht erfasst. Eine besondere Möglichkeit der Herzrhythmuskontrolle stellt hier das sog. 24-Stunden-EKG oder Holter-EKG dar. Dieses ermöglicht die Überwachung des Herzrhythmus über einen Zeitraum von 24 Stunden oder auch länger. Es wird direkt auf dem Rücken des Tieres befestigt, so dass der Patient danach nach Hause gehen kann. Der Patient muss also nicht stationär aufgenommen werden. Es wird zum einen bei der Frühdiagnostik bestimmter Herzerkrankungen wie der Dilatativen Kardiomyopathie des Dobermanns und des Boxers oder bei unklaren Fällen, bei denen Herzrhythmusstörungen vermutet werden (bspw. Ohnmacht (Synkopen)), eingesetzt.

Für die Aufzeichnung des 24-Stunden-EKGs wird ihr Tier am Brustkorb an drei kleinen Stellen rasiert. Klebeelektroden werden an diesen Stellen angebracht und mit einem speziellen Kabel mit dem 24-Stunden-EKG-Gerät verbunden.

Das 24-Stunden-EKG ist ein kleiner Kasten von 9 x 6 x 2 cm mit einem Gewicht von 100g, der in einer kleinen Tasche an einem Brustgeschirr oder einem Netzschlauchverband am Brustkorb befestigt wird. Zur besseren Fixierung und zum Schutz der Kabel und des Gerätes wird der Brustkorb nach dem Anschließen des EKGs mit einigen Schichten Verbandsmaterial umwickelt. Das EKG bleibt nun 24-48 Stunden in dieser Position und kann zum vereinbarten Zeitpunkt vom Besitzer heruntergenommen werden.

Die Auswertung erfolgt mit einer speziellen Computersoftware. Hier können sämtliche Herzschläge, die innerhalb der 24-48 Stunden aufgezeichnet wurden, kontrolliert werden. Die Anzahl der Extrasystolen wird bestimmt und ihre Malignität beurteilt. Nach der Auswertung kann, entsprechend der Befunde, mit einer Therapie begonnen werden. Von einem Therapieerfolg kann gesprochen werden, wenn bei der Kontrolle mittels 24-Stunden-EKG eine Reduktion der Extrasystolen von über 80 % vorliegt.

Holter-EKG

West Highland White Terrier mit Holter EKG

Holter-EKG Auswertung: Ventrikuläre Extrasystolen (VES)