Das brachyzephale Syndrom bei Mops, Pekinese & Co.

Große Kulleraugen und niedliche Stupsnase – die einen finden`s einfach nur süß und feiern die Verkürzung des Gesichtsschädels bei Mops, Pekinese & Co.  als züchterischen Erfolg, die anderen wenden sich mit Grauen ab und sprechen  – zu Recht  – von „Qualzuchten“.

Tatsächlich entsteht aufgrund der durch züchterische Selektion deutlich verkürzten Nase bei Mops, Französischer und Englischer Bulldogge und Pekinesen ein kindlicher Gesichtsausdruck, den wir – evolutionsbedingt – als besonders ansprechend empfinden.

Allerdings können die anatomischen Besonderheiten der oberen Atemwege – ganz besonders dann, wenn eine Vollnarkose nötig wird – für die vierbeinigen Patienten zum lebensbedrohlichen Problem werden.

Der kurznasige Erkrankungskomplex

Äußerlich ist für uns nur die kurze Stupsnase sichtbar. Das zugrundeliegende Problem ist jedoch viel weitreichender und führt zu Erkrankungen, die wir unter dem Stichwort „Brachyzephales Syndrom“, zu deutsch „kurznasiger Erkrankungskomplex“ zusammenfassen.

Zum brachyzephalen Syndrom beim Hund gehört:

  1. Eine Verengung der Nasenlöcher sowie des Nasenvorhofes, also der Region zwischen Nasenlöchern und Nasenhöhle
  2. Mit der Verkleinerung der gesamten Nasenhöhle ist zu wenig Platz für die sogenannten Nasenmuscheln. Die sind relativ groß und engen den Luftraum in der Nase noch weiter ein.
  3. Auch das Gaumensegel verändert sich; es wird länger und/ oder dicker, ragt in den Rachen hinein und behindert so zusätzlich die Atmung. Die Patienten schnarchen und produzieren zum Teil geradezu gurgelnde Atemgeräusche.
  4. Vor allem beim Mops ist das Knorpelgerüst von Kehlkopf und Luftröhre so weich, dass es beim Einatmen zusammengedrückt wird und die Luftzufuhr weiter erschwert. Das führt bei manchen Patienten zum Kehlkopfkollaps oder auch Luftröhrenkollaps, dem sogenannten Trachealkollaps.

Wenn eine Narkose nötig wird

Für die betroffenen Hunde steigen die Risiken dann, wenn eine Narkose nötig wird. Besonders in den Phasen der Narkose, in denen der Patient nicht voll bei Bewusstsein ist, die Atemwege aber noch nicht oder nicht mehr durch einen Beatmungsschlauch freigehalten werden.

Das ist bei der Narkoseeinleitung und in der Aufwachphase der Fall.

So kriegen wir das Problem in den Griff

Die Narkose und die tierärztliche Versorgung brachyzephaler Patienten wird in unserem Hause ausschließlich durch unsere erfahrensten Fachtierärzte für Chirurgie durchgeführt.

Die Patienten sind ununterbrochen unter Überwachung, bis sie vollständig wach sind, also selbständig stehen und laufen können und alle Vitalparameter wie Blutdruck, Temperatur, Herz- und Atemfrequenz im normalen Bereich liegen.

Für die Narkoseeinleitung verwenden wir besonders kreislaufschonende Narkosemittel, für die es im Falle eines Narkosezwischenfalls ein Gegenmittel gibt.

Bereits vor Verabreichung der Schlafmittel wird dem Hund reiner Sauerstoff angeboten. Damit füllen wir die roten Blutkörperchen im Körper mit Sauerstoff auf und gewinnen so wertvolle Zeit für die Intubation.

So früh wie möglich werden die Atemwege durch einen Beatmungsschlauch, den Tubus, gesichert. Sobald dieser korrekt liegt, ist die Situation im weiteren OP Verlauf unkritisch.

Der Patient wird mit einer Mischung aus Narkosegas und Sauerstoff in Vollnarkose gehalten.

Herz- und Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung, CO2 in der Ausatemluft, Temperatur, Blutdruck werden engmaschig überwacht und die Narkosetiefe wird permanent überprüft.

Die empfindlichen Augen der Patienten werden während und nach der Narkose mit befeuchtenden Augenmedikamenten versorgt.

Besonders kritisch: Die Aufwachphase

Wenn die Operation zu Ende ist, wird die Narkosegas-Zufuhr gestoppt. Der Patient befindet sich in der erneut kritischen Aufwachphase, in der das Anästhesieteam den Patienten nicht aus den Augen lässt. Sobald der Schluckreflex einsetzt, wird der Beatmungsschlauch entfernt und die selbständige Atmung des Patienten überwacht.

Es wird erneut Sauerstoff angeboten, ggf. helfen wir den Patienten beim Atmen, indem wir die Zunge herausziehen und den Kopf-Halsbereich sanft in die Länge und nach oben lagern.

Dadurch schaffen wir im Rachenraum mehr Platz für Luft.

Liebevolle Fürsorge nach der Operation hilft

Eine ruhige Umgebung und ein liebevoller und souveräner Umgang mit den tierischen Patienten erleichtert das ruhige Aufwachen enorm. Sollte es dennoch zu erhöhtem Stress und Atemnot kommen, können wir mit leichten Beruhigungsmitteln aushelfen, im Notfall steht das erfahrene Ärzteteam jederzeit für eine erneute Narkose und Intubation bis hin zum Luftröhrenschnitt zur Verfügung.

Glücklicherweise sind durch ein ausgeklügeltes Management diese Maßnahmen bei uns in der Tierklinik Oberhaching absolute Ausnahmefälle, die aber routiniert versorgt werden können.

Unsere tierischen Patienten fühlen sich zu Hause am wohlsten, so dass wir die stabil wachen Hunde  gerne  wieder in Ihre Hände geben, sobald dies aus medizinischer Sicht zu vertreten ist.

Sie haben noch Fragen zu diesem Thema? Bitte wenden Sie sich jederzeit an uns – wir beraten Sie gerne.

 

Tierärztliche Klinik Oberhaching Tierärzte Partnerschaftsgesellschaft

Bajuwarenring 1082041 Oberhaching

Tel: 089 / 63893020Email: info@tierklinik-oberhaching.de

Ganz egal ob es um Vorsorge, allgemeine Beratungsfragen – auch zu alternativen Heilmethoden – oder ernsthafte Erkrankungen geht: die Tierklinik Oberhaching ist in jedem Falle die richtige Adresse. Wir kümmern uns um die optimale tiermedizinische Versorgung Ihres Haustieres – seit mehr als 20 Jahren.

Menschlich – professionell – wertschätzend.