Die Magnetresonanztomographie in der Tiermedizin

Als eines der modernsten bildgebenden Verfahren in der Tier- und Humanmedizin bietet die Magnetresonanz- oder Kernspintomographie (MRT) die Möglichkeit, Bereiche des Körpers zu betrachten, die bisher mit anderen bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall und Computertomographie nicht untersucht werden konnten.

Die Kernspintomographie ist ebenso wie die Computertomographie (CT) ein Schnittbildverfahren, arbeitet jedoch nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit Hilfe von Magnetfeldern und Radiowellen. Deshalb ist der Patient während einer kernspintomographischen Untersuchung auch keiner (Röntgen-)Strahlenbelastung ausgesetzt.

Prinzip des „Kernspin“

Normalerweise drehen sich alle Atomkerne im Körper um ihre eigene Achse. Diesen Drehimpuls nennt man auch „Kernspin“. Schon durch ihre eigene Drehung erzeugen diese Kerne ein minimales Magnetfeld.
Die magnetische Ausrichtung der im Körper am häufigsten vorkommenden Wasserstoffkerne ist unter natürlichen Umständen rein zufällig. Legt man jedoch ein starkes Magnetfeld von außen an den Körper, so ordnen sich diese Atomkerne alle in der gleichen Richtung an.
Im MRT-Gerät befindet sich ein sehr starkes, für Mensch und unsere Haustiere jedoch völlig ungefährliches Magnetfeld. Zusätzlich zu diesem permanenten Magnetfeld gibt das MRT-Gerät während der einzelnen Messungen noch Radiowellen mit einer hohen Frequenz auf den Körper ab, wodurch sich die parallele Ausrichtung der Wasserstoffkerne im Magnetfeld verändert. Nach jedem Radiowellen-Impuls kehren die Wasserstoffkerne wieder in die Längsrichtung zurück („Relaxation“), die durch den Magneten vorgegeben wird. Hierbei senden die Wasserstoffatomkerne spezielle Signale aus, die während der Untersuchung gemessen und dann vom Computer zu Bildern zusammengesetzt werden.
Je nach unterschiedlichem Gehalt von Wasserstoffkernen in den verschiedenen Geweben sendet der Körper unterschiedliche Signale aus. Dadurch lassen sich auf den Bildern die verschiedenen Gewebetypen üblicherweise gut voneinander abgrenzen, zum Beispiel gesundes von verändertem Gewebe.
Durch die Veränderung der Mess-Einstellungen („Wichtung“) und die intravenöse Gabe von Kontrastmittel (v.a. Gadolinium) kann man zusätzlich am Computer die Darstellung und Differenzierung bestimmter Gewebearten verstärken oder abschwächen.

Vor- und Nachteile

Der größte Vorteil der MRT gegenüber den anderen bildgebenden Verfahren liegt im ausgezeichneten Weichteilkontrast und der hohen Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen des Flüssigkeitsgehalts von Geweben. Viele pathologische Veränderungen sind damit bereits nativ, also ohne Kontrastmittel, erkennbar. Ein weiterer Vorteil ist die frei wählbare Orientierung der Schnittebenen; sie können damit optimal der zu untersuchenden Struktur angepasst werden.
Nachteile sind die relativ lange Untersuchungszeit (45 bis 60 min.), die schwierige Beurteilung verkalkter Strukturen (Knochen) sowie die Empfindlichkeit gegenüber metallischen Fremdkörpern und Bewegungs-/Atemartefakten.
Letztere bedingt, dass die MRT derzeit nicht zur Lungendiagnostik und nur eingeschränkt im Bauchraum eingesetzt werden kann.

Durch Kenntnis der unterschiedlichen Magnetisierungsverhalten verschiedener Gewebetypen können vom Radiologen anhand der Schnittbilder pathologische Veränderungen sehr gut erkannt oder ausgeschlossen werden.
Schon kleine Tumoren oder Entzündungsherde können im MRT entdeckt werden. Umgekehrt stellen sich dagegen Strukturen, die einen geringen Wassergehalt haben, wie z.B. Knochen, oder luftreiche Regionen wie die Lunge im MRT nicht so gut dar.
Die Untersuchung ist völlig schmerzlos und hat nach derzeitigem Wissenstand keinerlei schädliche Nebenwirkungen.

Unserer Klinik steht ein modernes Ganzkörper-MRT-Gerät der Fa. Hitachi, welches nach allen Seiten hin offen ist, zur Verfügung. 
Hauptsächlich wird die Magnetresonanztomographie in der Tiermedizin eingesetzt für die Untersuchung

des Gehirns

Knochentumor am Hinterhauptsbein eines Leonbergers; Querschnitt-Bild, T2-Wichtung

Gehirntumor im Großhirn eines Hundes; Querschnitt-Bild, T2-Wichtung

des Rückenmarks

Bandscheibenvorfall zwischen 11. und 12. Brustwirbel eines Dackels; Längsschnitt, T2-Wichtung

Chiari-like-Malformation und Syringohydromyelie in der Halswirbelsäule eines Cavalier King Charles Spaniels; Längsschnitt, T2-Wichtung

Rückenmarkinfarkt in der Halswirbelsäule eines Mischlings; Längsschnitt, T2-Wichtung;

Rückenmarkinfarkt in der Halswirbelsäule eines Mischlings; Längsschnitt, T2-Wichtung;

von Gelenken und Weichteilen

Vorderer Kreuzbandriss bei einem Mischlingshund; Längs- (Sagittal-)schnitt, PD-Wichtung

Meniskusdefekt bei einem Mischlingshund; Vorder- (Dorsal-) Ansicht, T2*-Wichtung